Ich schreibe aus tiefster Verwirrung. Seit meiner Ankunft hier in Lucca sind einige seltsame Dinge passiert und ich weiss sie nicht recht einzuordnen. An meinem ersten Abend hier habe ich eine hübsche, zierliche Dame kennengelernt mit einem bunten Blumenkranz in den Haaren. Nach meinem Liedchen, dass ich für sie gesungen habe, konnte ich einen Kuss auf ihre roten Lippen ergattern. Dieser Kuss hat irgendetwas in mir ausgelöst. Ich habe meine sexuellen Triebe nicht mehr unter Kontrolle und fühle mich extrem zu der wunderschönen Frau hingezogen, die ich im Park gesehen habe. Ich kann einfach nicht aufhören an sie zu denken. Heute auf dem Maskenball in Pietros Landhaus habe ich mit einer Dame getanzt. Sie war als Griechin verkleidet und sah wunderschön aus, doch plötzlich sah ich zwei Griechinnen im Tanzsaal. Ich wusste nicht wo mir der Kopf steht und bin der einen Griechin nach draussen gefolgt. Sie hatte keine Maske mehr an, aber dafür einen Schleier über ihr Gesicht. Als die Griechin dann nach Hause ging, warf sie den Schleier nach hinten und ich erkannte die wunderschöne Frau vom Park wieder. Ihr Gesicht kam mir aber bleich und regungslos vor, fast wie das Marmorbild am Weiher, dass ich in meiner ersten Nacht gesehen habe. Ich beobachtete sie mit Staunen, Freude und einem heimlichen Grauen bis sie in der Nacht verschwunden war. Danach gesellte sich Fortunato zu mir, der mich schon lange gesucht hatte und er brachte mich auf eine Terrasse über dem Dach der Villa. Dort war noch eine kleine Gesellschaft versammelt, unter der ich die hübsche Frau von dem Fest an meinem ersten Abend hier in Lucca wiedererkannte. Sie wurde mir als Bianka vorgestellt und nun erkannte ich, dass sie die zweite Griechin war, die ich gesehen hatte. Irgendwie kam eine unendliche Wehmut in mir auf und das Gespräch mit ihr hielt ich nicht lange aus. Mein Herz war so voll und gepresst und doch so überselig. Also nahm ich schnell Abschied und kehrte in die Herberge zurück, wo ich nun bin. Es war ein wirklich seltsamer Abend und doch bin ich glücklich, dass ich die schöne Frau vom Park getroffen habe. Trotzdem ist irgendetwas gruselig an ihr und ich weiss nicht warum ich mich so dermassen zu ihr hingezogen fühle. Auch die Begegnung mit Bianka verwirrte mich. Unsere erste Begegnung, schien mir als sei sie schon lange her und so ganz anders war alles seitdem geworden. Ich war sehr betroffen und habe mich unwohl gefühlt. Ich denke Schlaf ist die beste Medizin um meine Gedanken ein wenig zu ordnen. Deshalb werde ich jetzt zu Bett gehen und hoffe, dass morgen die Welt schon wieder anders aussieht. Gute Nacht liebes Tagebuch