Ankunft in Lucca: Gleich im ersten Satz der Novelle wurde mir klar, dass der junge Edelmann Florio auf dem Weg nach Lucca ist. Er befindet sich schon in Sichtweite von den Toren Luccas. Sein Weg wird mit vielen anschaulichen Adjektiven beschrieben, die mir halfen die Geschichte besser vorzustellen. Ich war selbst auch schon einmal in Lucca. Deshalb konnte ich mir die Ankunft in Lucca gut vorstellen und mich auch in Florio hineinversetzten, da ich selbst schon mal durch diese Tore, zwar nicht geritten aber geradelt bin. Die Stadt Lucca war für mich sehr eindrucksvoll und interessant. Sie ist mit einer Mauer umgeben, auf der man um die Stadt laufen, radeln oder wenn man will auch reiten kann. Hier https://www.toskanatour.de/stadt/lucca-in-der-toskana.html erfährst du mehr über Lucca und siehst auch einige Bilder. Der Reiter, der sich nach einer kurzen Weile zu Florio gesellte, erschien mir sehr fröhlich, aufgestellt und lustig (S.3, Zeile 9-15). Im Gespräch der beiden erfährt man, dass Florio auf Reisen ist, da er sich immer nach der Ferne gesehnt hat (S.4, Zeile 2-4). Er beschreibt den Frühling als zauberischer Spielmann und bei diesem Stichwort, erzählte der fremde Reiter „von dem wunderbaren Spielmann, der durch seine Töne die Jugend in einem Zauberberg hinein verlockt, aus dem keiner wieder zurückgekehrt ist“ (S.4, Zeile 12). Wie Florio, verstand ich nicht, was diese Worte bedeuten sollten, als ich die Novelle zum ersten Mal gelesen habe. Nun lese ich sie zum zweiten Mal und ich könnte mir vorstellen, dass „der wunderbare Spielmann“ eine Anspielung auf die Venus sein könnte.
Das Fest in Lucca: Bei der Ankunft in Lucca, trifft Florio in einem grossen Fest ein. Das Fest wird hier auch durch die Beschreibung mit vielen Adjektiven, sehr anschaulich dargestellt (S.4, Zeile 18-36). Die Atmosphäre erschien mir so unbeschwert und munter, dass ich mir wünschte auch dort zu sein. Florio beobachtet die Ballspielerinnen, wobei ihm ein Mädchen mit einem bunten Blumenkranz in den Haaren und einer zierlichen, fast noch kindlichen Gestalt auffällt (S.5, Zeile 1-13). Als ich das Buch zum ersten Mal las, nahm ich schon an diesem Zeitpunkt an, dass dieses Mädchen noch eine Rolle spielen wird im Verlauf des Werkes. Später am Abend landet Florio an einem runden Tisch mit Fortunato und vielen anderen Besucher des Festes, an dem „erquickliche Früchte und Wein“ aufgetischt waren (S.6, Zeile 19-22). Ich fand es irgendwie toll, dass er so kurz nach seiner Ankunft schon einen „Freund“ in Fortunato gefunden hat und auch sonst Bekanntschaften am Fest gemacht hat. Er verbrachte den Abend damit, sich den Gesang von anderen anzuhören und auch selbst zu singen. Ich fand es schön, dass sie so viel gesungen haben und das zeigte mir was für eine fröhliche Stimmung herrschte. Es erschien mir wie der perfekte Abend, bis auf die Ankunft des unheimlichen Ritters Donati (S.11, Zeile 10-14). Auch wenn Florio sich gut verstand mit Donati, war die übrige Gesellschaft ihm gegenüber skeptisch wie auch ich. Ich konnte nicht einschätzen ob er nur unheimlich erscheint aber eigentlich gut ist oder ob er im Verlauf der Geschichte noch Böses tun wird. Erste Begegnung mit dem Marmorbild: Durch den Traum der Florio in der Nacht nach seiner Ankunft in Lucca hatte, wachte er auf und kam nicht mehr zur Ruhe. Der Traum mit den Sirenen, die aussahen wie das Mädchen vom vorherigen Abend mit dem Blumenkranz (S.14, Zeile 1-9), schien mir speziell und verstanden habe ich ihn nicht wirklich. Florio begibt sich auf einen nächtlichen Spaziergang mit Fortunatos Gitarre und singt fröhlich (S.14, Zeile 17-28). Auch wenn ich das Lied nur lesen konnte und nicht hörte, gefiel es mir sehr. Als ich es las summte ich in meinem Kopf irgendeine Melodie dazu und konnte mich so sehr in Florios Rolle hineinversetzen. Als er dann zu einem Weiher kam und das Marmorbild aussah, als würde es langsam lebendig werden, fand ich es ziemlich unheimlich. Ich verstand nicht warum Florio anfangs keine Angst bekam und sogar entzückt von der Begegnung war. Später bekam er dann aber trotzdem Angst und eilte schnell davon zurück in die Herberge (S.16, Zeile 9-31). Ich war aber überrascht und fand es ein wenig seltsam, dass er so schnell einschlief, sobald er sich ins Bett gelegt hatte. Ich hätte erwartet, dass er nach solch einen Erlebnis wohl noch lange wach liegen würde um zu reflektieren, was er gerade erlebt hatte.
So in etwa hätte das Marmorbild am Weiher aussehen können.
Der Morgen danach: Am nächsten Morgen beim Frühstück mit Fortunato war Florio immer noch verstört von seinem nächtlichen Spaziergang. Der junge Mann wurde als blässer als gewöhnlich und angenehm überwacht beschrieben, weshalb ich mich fragte, warum der Sänger nichts merkte. Stattdessen hielt der eine Rede über den Morgen, die nicht nur Florio, sondern auch mich beim ersten Lesen verwirrte. Erst als ich das Buch ein weiteres Mal gelesen habe und die Aussagen von Fortunato genauer unter die Lupe nahm, verstand ich, was er damit meinte. Er warnte Florio bereits hier vor der Venusgöttin. Beim Gespräch zwischen Florio und Fortunato beim Frühstück merkte ich, dass Florio verliebt war. «und ein stilles Glück, das sich vor dem lauten Tag verschliesst und nur dem Sternenhimmel den heiligen Kelch öffnet wie eine Blume, in der ein Engel wohnt». Mit dieser Aussage beschrieb Florio die Venusstatue, die er in der Nacht gesehen hatte. Auch im Verlauf des Tages kreisten seine Gedanken die ganze Zeit um das Marmorbild. Er konnte sie nicht vergessen und in seiner Seele blieb ein unbestimmtes Verlangen von den Erscheinungen der Nacht zurück. Diese Sehnsucht und Versessenheit konnte ich beim Lesen deutlich spüren. Bei 19,21-25 merkte ich, dass er wahrhaftig süchtig nach dem Anblick der Venusgöttin war.
Zweites Treffen mit der Venusfrau: Bei diesem Abschnitt wird die Gegend (Palast und Garten) wieder wunderbar mit Adjektiven beschrieben. So konnte ich mich richtig in den Ort einfühlen. Florio traf ein zweites Mal auf Ritter Donati und das Marmorbild, das dieses Mal lebendig war. Auch hier zeigt sich das Verlangen nach der Venusgöttin. Am Verhalten des Ritters hatte ich gemerkt, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Ich fragte mich, was er wohl zu verheimlichen hatte. Dieses Geheimnisvolle zog sich weiter (22,29-31) und baute eine Spannung auf, die mich zum Weiterlesen anregte.
Einladung zum Maskenball: Als Donati Florio in seiner Herberge besuchte, irritierte mich sein Benehmen. Ich fragte mich, was der Glockenklang mit dem schnellen Abgang von Donati zu tun hatte. Kurz darauf bekam Florio Besuch von dem Sänger. Fortunato empfand ich während der ganzen Geschichte als die Sonne. Seine positive Art brachte immer gute Stimmung. Anschliessend ging Florio in die Kirche. (25,26-29) Bei dieser Aussage wusste ich nicht, wer gemeint ist. Bianka oder die Venusgöttin. Zuerst dachte ich, er meint die Venusgöttin. Aber im folgenden Satz erinnerte er sich an den gestrigen Heimzuge, bei dem er Biankas wunderschöne Stimme gehört haben vermochte. Nach diesem Satz war ich dann verwirrt, weil er sonst immer von der Venusgöttin geschwärmt hatte und dann plötzlich von Bianka.
Maskenball: Auch bei der Szene auf dem Maskenball wird die Umgebung wieder mit vielen Adjektiven beschrieben. Florio tanzte mit einer niedlichen Griechin, die sich später als die Bianka herausstellte. Plötzlich erscheint am anderen Ende des Saales eine Frau, die gleich war wie seine Tänzerin. Da Florio anscheinend der Einzige war, der diese Erscheinung wahrgenommen hat, wusste ich nicht, ob es sich hier um einen Traum oder um die Wirklichkeit handelte. Florio wurde vom Gesang von der Venus angelockt und er folgte ihr. Als sie bemerkte, dass er sie beobachtete floh sie. Da stellte ich mir die Frage, weshalb sie das gemacht hatte.
Perspektive von Bianka: Plötzlich wird aus der Perspektive von Bianka geschrieben. Dieser kurze Perspektivenwechsel fand ich wichtig, da man dadurch nicht nur eine Beschreibung vom äusseren Erscheinen von Bianka hatte, sondern auch etwas darüber erfuhr, wie sie fühlte. Dadurch bekam ich Mitleid mit Bianka und Florio wurde mir ein bisschen unsympathisch.
Palastvilla der Venus: Hier sagt Donati auf den Zeilen 20 und 21, dass das Fräulein – die Venus – von der Jagd zurückkehre. Dies wirft ein grosses Fragezeichen auf. Gingen Frauen zur Jagd? Meines Wissens nach sagte Geschlechtsbild bis zu diesem Zeitpunkt klar, dass Frauen so etwas nicht taten. Ich habe deswegen etwas recherchiert und meine Annahme wurde im Grunde genommen bestätigt. So hatten die Frauen im revolutionären Frankreich beispielsweise noch lange nicht die gleichen Rechte wie Männer. Somit existierten Geschlechtsbilder weiterhin, laut denen Frauen nicht zur Jagd gehen. Ich habe mir überlegt, wieso die Venus wohl zur Jagd gegangen war. Ich bin zum Schluss gekommen, dass es am wahrscheinlichsten ist, dass der Autor sie dadurch noch mehr von anderen, realen Frauen abheben wollte. Sie war die Schönste, sie war die Perfekte und sie entsprach nicht dem Bild einer normalen Frau, wie man es zur Zeit der Rommantik hatte.
Ausblick auf Garten der Venus: Ich bin wirklich erstaunt, wie treffend die Beschreibungen in diesem Buch sind und welche Wirkung sie auf den Leser haben. Es ist schwer zu beschreiben aber ich fühle mich jedes Mal aufs Neue aufgenommen in der Welt des Buches. Ich sehe die Umgebung nicht nur in meinem Kopf vor mir, ich kann sie förmlich spüren. Ich höre den Gesang der Nachtigall, ich fühle die Unruhe vor dem Gewitter, ich rieche die Blumen aber auch den Wind, der das Gewitter bringt, nachdem Florio «aus tiefstem Grunde seiner Seele» sagte: «Herr Gott, lass mich nicht verloren gehen in der Welt!». Ich kann die Emotionen nachvollziehen, die Florio in diesem Satz loswerden oder ausdrücken will. Abgesehen von «Der Herr der Ringe» hat noch kein anderes Buch mich allein durch seine Beschreibungen so in den Bann gezogen. Ja, auch in anderen Büchern kann man sich verlieren, es gibt die Geschichten, die meiner Meinung nach viel spannender sind als «Das Marmorbild». Geschichten, die man nicht mehr weglegen kann, da man unbedingt wissen muss, wie es weiter geht. Hier aber sind die Umstände so gut und treffend dargestellt, dass ich wirklich wie in der bezaubernden Welt einer romantischen Novelle fühle.
Lied (Seite 32): Aus unerklärlichen Gründen fasziniert mich dieses Lied. Ich muss zugeben, dass ich einige der Lieder beim Lesen übersprungen habe, da sie meist nicht relevant sind für die Hauptgeschehnisse der Geschichte. Dieses aber habe ich gelesen und sofort hatte ich dazu eine Melodie im Kopf. Ich wusste, dass wir als Wahlaufgabe ein Lied machen durften und so setzte ich mich ans Klavier und spielte das, was sich richtig anfühlte, um den tiefgründigen Text zu untermalen. Besonders das Ende des Lieds, ab «Mondscheinduft» gefiel mir. Ich verband einen ganz bestimmten Duft mit diesem «Mondscheinduft» und hatte ihn sofort im Kopf, als ich das Wort zum ersten Mal gelesen habe. In diesem Lied kommt das Werk dem Genre der Romantik doch sehr nah. Ich musste sofort an einen Ball in einem Garten am Meer oder einem Fluss denken. Schöne Lichter, schöne Musik – schlichtweg eine romantische Stimmung. Aus diesem Grund habe ich meine eigene Version des Liedes komponiert. Diese ist unter "Lied von Fortunato" zu finden.